CCS – ein Baustein zur Klimaneutralität
Das übergeordnete Klimaziel steht fest: Bis 2045 soll Deutschland und bis 2050 die EU klimaneutral werden. Dafür müssen die CO2-Emissionen drastisch gesenkt werden, denn Deutschland darf dann nicht mehr Treibhausgasemissionen ausstoßen, als es an anderer Stelle einspart oder aus der Atmosphäre zurückholt. In der Wissenschaft herrscht inzwischen ein breiter Konsens: Die Klimaziele erreichen wir nur mit Carbon Capture and Storage (CCS) – also der Abscheidung, Transport und permanenten geologischen Speicherung von CO2.
Um der Klimakrise zu begegnen, muss ein systemischer und sektorübergreifender Ansatz verfolgt werden. CCS ist dabei nicht das Allheilmittel, aber ein wichtiger Baustein für die Klimaneutralität. Denn bei einigen Industrieprozessen wird trotz vollständiger Elektrifizierung und der Nutzung von 100 Prozent erneuerbarer Energie weiterhin CO2 freigesetzt, z.B. in der Stahl-, Zement- und Grundstoffchemieproduktion. Diese Prozessemissionen sind für rund 30 Prozent der heutigen Treibhausgase im Sektor Industrie in Deutschland verantwortlich. Eine CCS-Anlage kann das CO2 direkt bei der Entstehung abfangen, damit es erst gar nicht in die Atmosphäre gelangt. Stattdessen wird es nach dem Abscheiden über eine Leitung, per Schiff, Zug oder LKW zu einem Hub gebracht und von dort zur Lagerstätte, in der es permanent geologisch, also unter der Erde, gespeichert wird. Dafür können saline Aquifere, also Salzwasser führende Gesteinsschichten, oder ausgedienten Erdöl- und Gasfeldern dienen.
CCS – wie kann man CO2 abscheiden und transportieren?
Die Abscheidung von Prozessemissionen kann direkt bei dem Erzeugungsprozess selbst oder an der abgasführenden Anlage erfolgen. CO2 kann aus den Abgasen einer bestehenden Industrieanlage „herausgewaschen“ werden. CO2, aber auch andere Restmengen an Gasen und Stäuben, werden so entfernt und die reduzierte Abgasmenge besteht fast nur noch aus Luftbestandteilen und Wasserdampf. Der Atmosphäre wird dadurch weniger Schaden hinzugefügt. Jedoch ist die CO2-Wäsche energieintensiv. Neue Verfahren integrieren sie in den Gesamtprozess und optimieren das Gesamtsystem, sodass insgesamt der Energieverbrauch und die aufzufangende CO2-Menge sinken.
Um das abgeschiedenen CO2 zum Speicherort zu transportieren, wird es verflüssigt. So sind verschiedene Transportwege möglich: Pipelines, Schiffe, Züge oder LKWs können eingesetzt werden. Die technologischen Voraussetzungen hierfür sind gegeben. Jedoch fehlt bisher der regulatorische Rahmen, was für die Umsetzung dringend nötig wäre und so die Transformation ausbremst.
Speicherung von CO2: Erforscht und erprobt
Die Speicherung in Tiefen von 1.000 bis 4.000 Metern ist sowohl an Land (onshore) als auch als geologische Tiefenspeicherung unter dem Meeresboden (offshore) möglich. Ein Gebiet, das sich dafür besonders eignet, ist die Nordsee. Nur ca. 10 % der der verfügbaren potenziellen Speicher müsste man nutzen, um den Bedarf Deutschlands ausreichend zu decken. Damit könnten 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr für 200 Jahre gespeichert werden.
Was passiert mit dem gespeicherten Kohlenstoffdioxid? Über die Jahre bildet sich durch Mineralien und dem CO2 selbst Gestein. Je nach Gesteinsart kann das bis zu mehreren hundert Jahren dauern. Projekte weltweit und in Europa zeigen, dass die Technologie sicher und effektiv ist. In Norwegen blickt man beispielsweise durch das Projekt Longship auf 25 Jahre Erfahrung mit CCS zurück.
CO2 ist ein träges Gas. Die chemischen und physikalischen Eigenschaften erleichtern den Transport und die Speicherung. Risiken sind im Vergleich zur Methan-Infrastruktur (Erdgas, CH4) als gering einzustufen, da Kohlenstoffdioxid nicht explosiv ist. Somit ist es auch im Falle von auftretenden Leckagen gut beherrschbar.

Der Weg von CO2: Von der Abscheidung, über den Transport bis zur geologischen Tiefenspeicherung